Detlef M. Plaisier

Autor, Journalist und Verleger mit Herz für Ehrenamt und Politik

Leipziger Buchmesse 2022 abgesagt - #wirkommentrotzdem

 

Die Leipziger Buchmesse 2022 wurde auf Druck einiger finanzstarker großer Verlage erneut abgesagt. Es formiert sich breiter Widerstand. Neben einer verkleinerten alternativen Buchmesse werden trotz der Absage viele Autoren in die Messestadt kommen, um ihre vereinbarten Lesungen abzuhalten. Mein Verlagsautor Nils Müller und ich gehören dazu. Es gilt jetzt, ein lautes Statement zu setzen: Wir Kulturschaffende sind kein Spielball!

Hier nun die Bilanz:

Dieses Jahr hieß es nicht "Leipziger Buchmesse", sondern "buchmesse popup", nicht in den ehrwürdigen Messehallen, sondern in einer Halle des Werk 2. #wirkommentrotzdem - ein trotziger und dringend notwendiger Widerspruch zur erneuten Absage der traditionellen Buchmesse aus rein wirtschaftlichen Gründen auf Druck großer Verlage. Es galt klarzustellen: Wir Kulturschaffende sind kein Spielball!

Sechzig Verlage stellten im Werk 2 eine erfolgreiche Alternative auf die Beine, alle drei Tage waren ausverkauft; und da war es mir auch nicht so wichtig, dass der Eintritt von sechs Euro auf einen zeitlichen Slot von zwei Stunden begrenzt war. Ausdrücklich wurde betont, die Buchmesse im Werk 2 solle keine "Gegenmesse" sein und auch einmalig bleiben. Warum eigentlich? Mir hat die Auswahl gut gefallen, Große waren ebenso vertreten wie Kleine, und es wurde direkt am Stand verkauft. Ich wünsche mir eine Wiederholung in diesem Rahmen.

Ich habe dieses Jahr meinen Auftritt in Leipzig als einen Gesamtauftritt der edition Kronzeugen zusammen mit meinem Verlagsautor Nils Müller gestaltet. Mit meinen Lesungen war ich in Leipzig, Borna und Taucha zu Gast. Danke an die Veranstalter für die kostenlose Stellung der Räume und die Organisation Simone Luedtke Landgasthof Gut Graßdorf/ Wulf Tobias D. Höhn Tobias Meier - Bürgermeister in Taucha Steffen Klötzer und die Stadtbibliothek Borna. Zugegeben: Zehn Besucher sind für eine Lesung sicher nicht das Optimum. Doch ich kann auch verstehen, dass das Thema Corona schon sehr den Alltag belastet.

Die Reaktionen nach den Lesungen waren intensiv. In Taucha verließ ein deutlich als Corona-Kritiker ausgewiesener Zuhörer nach einer Gegenrede von mir den Saal. In Leipzig, bei der Lesung im Kulturbüro DIE LINKE auf Einladung von Franz Sodann, hatte ich einen Teil der Lesung auch dem Krieg in der Ukraine gewidmet. Am Schluss stand das Gedicht "Meinst du, die Russen wollen Krieg?". Die Tränen eines Zuhörers haben mich tief bewegt.

Neben den traditionellen Lesungen mit Lampe und Tisch gab es zwei Experimente - und beide sind gelungen: Im TANZCAFÉ ILSES ERIKA präsentierte mein Verlagsautor Nils Müller eine Lesung aus seinem Erzähldebut "Venusjahr für Fische", dargeboten als szenische Lesung mit abgestimmten Gedichten von Eileen Mätzold. Ein perfektes Zusammenspiel, das wir ausbauen werden.

Ebenso spannend war meine gemeinsame Lesung mit Nils Müller im Rahmen der Kellerausstellung in Reudnitz auf Einladung von Bartłomiej Kiszka und Henrietta Meyer. Ein enger Kellergang mit einer ganz besonderen Akustik, umgeben von Kunst und der Premiere für die neue Lautsprecheranlage. Die Kälte war schnell vergessen, wir saßen danach am Holzfeuer im Hof und sangen gemeinsam polnische und ukrainische Lieder - ein Hauch Slawische Nacht - Festival, die ich hier im Norden sehr vermisse. Wir kommen gerne wieder!

Einen besondereren Dank richte ich an die Morgenpost Sachsen, die am Buchmesse-Sonntag auf einer Doppelseite die Corona Biografien vorgestellt hat (Onlinelink hier: https://www.tag24.de/.../fuer-viele-war-corona-ein-drama...) und daraus eine Serie über mehrere Sonntage macht. Nicht zuletzt danke ich dem Kulturamt Leipzig für eine großzügige Projektförderung.

Danke für das Wiedersehen und die Gespräche mit Ingolf Neumann, Gerd Eiltzer und Tobias D. Höhn. Danke an Heiko Arndt im Café Grassi für einen Mittagstisch auf Sterneniveau. Und eine Entschuldigung ist auch notwendig: Ich habe es nicht geschafft, alle zu treffen, die ich in Leipzig treffen wollte. Samuel Seifert, Sophie Sumburane Yara Ne Evelyn Bohnhardt, wir werden das nachholen.

Ich bin gespannt auf den Rahmen der Leipziger Buchmesse 2023. Wir sehen uns vom 23. bis 26. März! 

PS: Wie ich erwartet hatte, ploppen in der Corona App zwei Warnungen aus der Leipziger Woche auf ...